Mittwoch, 26. August 2015

Über die Kleinstadtlichkeit

Bis ich in ca. 3 Wochen umziehe, versuche ich, so viel Geld heranzuscheffeln, wir nur irgendwie möglich. Damit ich mich den ersten Monat in der Hauptstadt von veganer Cola und hippen Burgern ernähren kann.
Okay, nicht ganz. Ich muss von irgendwas meine Wohnung einrichten – aber das klingt immer so uninspiriert.
Ich arbeite also, und da ich in einem Kaff irgendwo im Nirgendwo in Sachsen lebe, arbeite ich auch irgendwo im Nirgendwo – ich der nächsten Kleinstadt. In einem Eiscafé. In so einem richtigen, etablierten, familienbetriebenen Eiscafé.

Oh, wie ich es liebe. Wir haben 12 Eissorten. Schoko, Vanille, Erdbeere – die Basics natürlich. Auch ab und an „fancy“ Sachen wie dunkle Schokolade, Pfefferminz und Pistazie.
NEIN, wir verkaufen kein veganes Eis. Und kein Gurkeneis. Oder Moscow Mule. Wir verkaufen nur das, was wir lecker finden. Wenn etwas leer ist, verkaufen wir gar nichts mehr.
Und nach einem Wochenende voller veganem Eis, Gurkeneis und anderen … „Krachern“, die ich in Berlin kosten durfte musste, war ich mehr als glücklich, Montag wieder den Laden zu betreten. 
Keine Ikea-Einrichtung. Kein Gurken-Eis. Überhaupt nicht hip. Einfach gemütlich, mit großartig-liebevollen Eisbechern, Kunden, die man jeden Tag sieht und meiner Chefin, die mich mit meinem Kopf voller Großstadt wieder herbe und derbe auf den Boden der Tatsachen bringt.

Und obwohl ich mich freue auf Toleranz, Weltoffenheit und Möglichkeiten – drei Dinge, die man in Sachsen eben nur bedingt findet, tut es so gut, ab und an hier zu sein. Weil dieses Café für mich all das ausdrückt, was zuhause ist. Ein bisschen verschoben, neugierig (Ich musste heute Kunden unauffällig folgen, weil ich herausfinden sollte, ob das die neuen Nachbarn sind), skeptisch – aber auf der anderen Seite eben bodenständig und liebevoll. Das ist Heimat, das ist das Dorf (oder eben die Kleinstadt), das ist Familie, der Boden der Tatsachen.


Jeden Tag muss ich das aber auch nicht haben, ne? 
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