Montag, 17. August 2015

erwachsen werden. erwachsen sein. müssen.

Ich war die Letzte von uns.
Diejenige, die ihre Klausuren immer von Mama unterschreiben lassen musste. Bis zum Schluss.
Die Informationen über das Abitur mit Nachhause nehmen musste, anstatt sie vor Ort zu unterschreiben.
Diejenige, die im Italien-Urlaub ein Ginger Ale getrunken hat, statt eines Caipis.
Und trotzdem habe ich doch das gleiche geschafft, wie die anderen.
Klausuren schreiben, Prüfungen schreiben, Bewerben, die Zukunft planen. Arbeiten. Abitur machen. Erwachsen sein.

Es ist nicht so, dass ich mich jetzt besonders verändert fühle. Ich trage die gleichen Sachen, höre die gleiche Musik, fahre mit der gleichen Fahrkarte. Aber das Wissen, dass sich mit meinem Geburtstag in unserem Leben etwas verändert hat, ist gegenwärtig.

Ich war die Letzte. Die Kleinste. Die mit dem Muttizettel. Die, die aufgezogen wurde - nur aus Spaß natürlich. Die, die Mama anbetteln musste, die Asos-Schuhe mit ihrem Paypal-Konto zu bezahlen.
(Meine erste Aktion als 18jährige: Paypal-Konto anlegen)
Aber es war auch die Sicherheit da. Wir sind noch immer, wer wir sind. Ich muss noch immer an den Muttizettel denken. Trotz Abitur, Reifezeugnis und großer Freiheit hatte sich nichts geändert. Diesen einen Sommer lang.
Und nun, der Sommer wird bald vorbei sein, stehen wir da. Die anderen haben ihre Uni-Zulassungen. Wir suchen gemeinsam nach WGs, Wohnungen. Abschiedspartys von denen, die ins Ausland gehen. Wir haben keine Zeit mehr. Keinen Sommer mehr vor uns. Wir planen unsere Umzugswochenenden, wollen noch einmal einen Filmabend machen.

Und alles wird plötzlich so endgültig, wenn man in der Home-Abteilung beim TK Maxx steht. Alles wird endgültig, wenn man über Kaffee-Maschinen spricht. Und darüber, dass es ja Skype gibt - und dank meines Paypal-Kontos lassen sich auch Bahnfahrten schneller regeln.

Das sollte diese große Freiheit sein, die Möglichkeit, alles zu tun, wonach uns der Sinn steht. Stattdessen kommt sie daher mit Verantwortung, mit Verlusten und Verzweiflung. Mit nichts als Unsicherheit, Trauer und Nervosität.

Wir sind jetzt erwachsen. Wir müssen mit Problem dealen, an deren Existenz wir mit 16 nicht dachten. Wir können es nicht mehr lächerlich abtun mit einem "Lass du erstmal deinen Mietvertrag von Mama unterschreiben".

Ich war die Letzte.

Und jetzt sind wir groß. Heilige Scheiße.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen